Tier Not Rettung

Die meisten meiner Tage plätschern so dahin. Ich tue nichts Besonders, nichts Erwähnenswertes. Ich lebe und lasse leben. Für die Nachwelt ohne Interesse.

Ganz selten gibt es Tage, an denen verändert sich durch mein Tun das Leben anderer. So wie letztens, als ich einen Wurm aus der qualvollen Enge eines Apfels befreite. Der Wurm guckte verdattert. Mit meiner Hilfe und dank meines fürsorglichen Tuns hatte ich dem Wurm ein neues Leben ermöglicht. Ich vermute, er ist mir heute noch dankbar und hat seine Nachfahren nach mir benannt.

Was sich gestern zutrug, ist allerdings so unglaublich, dass man denken könnte, ich hätte es mir ausgedacht. Doch weit gefehlt! Genau so hat es sich zugetragen!

Ich fuhr mit dem Auto auf einer Landstraße. Ich saß daselbst am Steuer und hatte es in der Hand, meine Geschicke zu lenken.
Plötzlich bemerkte ich am linken Straßenrand eine Katze. Ich drosselte die berauschende Geschwinkdigkeit von etwa 42,5 Stundenkilometern auf das Tempo eines beschaulichen Sonntagsnachmittagsspaziergangs. Ich erkannte, dass die Katze noch sehr jung war. Vermutlich hatte sie erst im Mai das Leben geschenkt bekommen, das sie nun sorglos zu verspielen drohte.

Ihr Blick war nicht auf mich und die übermächtige Kraft meiner Maschine konzentriert, sondern auf irgendetwas anderes. Ein Blatt vielleicht, das der Wind über den Asphalt trieb.

Inzwischen hatte ich mich so nah an das Geschehen herangepirscht, dass auch ich die  eineinhalb Meter lange, giftgrüne Schlange  auf der Straße sah.  Ein kleines, süßes Kätzchen wie dieses hier käme der Schlange als leichtes Mahl vermutlich gut zupass. Auch wenn ich nicht sicher war, wer hier vor wem gerettet werden musste, entschied ich mich gegen den feigen Akt, das Reptil durch ein Antippen des Gaspedals zu erlegen.
Die Schlange erreichte sicher die andere Straßenseite und damit das rettende Gras.

Die Katze ermahnte ich durch das geöffnete Seitenfenster, genau dort zu bleiben, wo sie war. Sie legte das Köpfchen schief und sann womöglich darüber nach, ob sie meinem Ratschlag folgen sollte. Schließlich ging sie einen Schritt zurück, legte sie sich hin, klappte die Vorderpfötchen unter ihrem kleinen Katzenbauch ein und betrachtete die neue Schlange. Hinter meiner Karosse hatte sich eine beachtliche Zahl weiterer Automobile angesammelt.

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